Description |
Die Lebenswelt in Deutschland verändert sich durch die Zuwanderung von Flüchtlingen. Darunter befindet sich ein hoher Anteil von Personen aus Syrien. Zur lebensweltlichen Orientierung vernetzen sie sich kommunikativ, schließen sich bestehenden Gemeinschaften an und gründen Gemeinschaften über nationale Grenzen hinweg zur Verfolgung ihrer Interessen. Dort finden sie Informationen zur Bewältigung ihrer alltäglichen Probleme und zur Erfüllung ihrer Lebensvorstellungen. Die gängigen Migrationstheorien und Konzepte sind nur bedingt geeignet, die Dynamik der neuen Organisationen von Flucht-Migranten zu erklären, die im Weiteren als „Con-Communities“ bezeichnet werden. Heuristisch gesprochen ist Con-Communities als ein theoretisches Konzept zu sehen, das auf empirischer Basis eine Theoriebildung ermöglicht („Grounded Theory“). Mit der „Arbeit am Begriff“ können Dimensionen und Phänomene einbezogen werden, die mit bisherigen Ansätzen nicht erfasst werden. Vor diesem Hintergrund lautet die Fragestellung des beabsichtigten Projektes: Wie entstehen und wirken Con-Communities von syrischen Flucht-Migranten mit geteiltem impliziten Wissen und mit gleichgerichteten Interessen in Deutschland? Der geographisch-ethnographische Zugriff auf Con-Communities soll einerseits über syrische Flucht-Migranten und andererseits über Cultural Brokers (Vermittler, Organisatoren, Anführer) erfolgen. Als Erhebungseinheiten sind Syrer, Syrerinnen und deren Kommunikationspartner sowie Vertreter bestehender Kollektive (Cultural Brokers, Singles, Paare, Familien, Clans, Ethnien, Vereine, Flüchtlingsorganisationen u.a.) zu betrachten. Die Gesprächspartner werden mit unterschiedlicher Herkunft und Zugehörigkeit sowie unabhängig vom Asylstatus in ländlichen und urbanen Räumen aufgesucht. Die empirische Arbeit endet, sobald keine neuen Typen von Con-Communities mehr isoliert werden können und eine Sättigung bei der Erkenntnis über das Entstehen und Wirken unterschiedlichster Typen eintritt. Der theoretisch-empirische Zugang wird Praktik- und digital-orientiert gestaltet. Die gewählten Erhebungstechniken sind ero-epische Gespräche, narrative Interviews, teilnehmende Beobachtung und die Analyse gemeinschaftsbildender Aktivitäten im Internet. Interessen, Wissen, Kompetenzen und Strategien in den unterschiedlichen Con-Communities werden über Praktiken, Routinen, Kommunikation und Erzählungen der Untersuchungseinheiten erhoben. Weitere Informationen zum Wirken von Con-Communities liefern die von den Mitgliedern und Helfern sowie Institutionen ins Leben gerufenen Projekte für Flüchtlinge. Das Ziel der Studie ist, auf der Basis einer empirischen Analyse der Lebenswelt syrischer Flucht-Migranten in Deutschland unter heuristischem Bezug auf die Konzepte „Gemeinschaft“, „Ethnie“, „Nation“, „Imagined Community“, „Weak Ties“, „Neo-Tribes“ und „Communities of Practice“ eine „Theorie der Con-Communities von Flucht-Migranten“ im digitalen Zeitalter zu formulieren.
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