Migration und Polizei – Auswirkungen der Zuwanderung auf die Organisation und Diversität der deutschen Polizei

Principal investigator Antonio Vera (Principal Investigator ), Martin Brussig (Principal Investigator ), Rafael Behr (Principal Investigator ), Anja Weiß (Principal Investigator )
Description
"Migration ist in der Bundesrepublik Deutschland kein neues Phänomen, sondern stets ein wichtiger Treiber für gesellschaftlichen und institutionellen Wandel gewesen. Sie stellt eine permanente gesellschaftliche Herausforderung dar, die sich durch die aktuelle Flüchtlingssituation verschärft hat und deren Bewältigung nicht zuletzt dem Staat und seinen Institutionen obliegt. Die deutschen Polizeien des Bundes und der Länder mit ihren mehr als 300.000 Beschäftigten sind in vielerlei Hinsicht intensiv von der Zuwanderung betroffen. Migranten können als Teil der Bevölkerung Opfer von Straftaten werden und ebenso als Täter in Erscheinung treten. Als sichtbarster Vertreter des Staates stellt die Polizei aber auch eine wichtige Anlaufstelle für Mi­granten bei der Bewältigung von Herausforderungen in ihrem neuen Lebensumfeld dar. Das Handeln und die Wertvorstellungen der einzelnen Polizeibeamten werden dabei nicht selten mit der Einstellung der vermeintlichen „Mehrheitsgesellschaft“ gleichgesetzt. Insofern spielt die Polizei eine zentrale Rolle bei der gesellschaftlichen Integration von Zuwanderern. Die Polizei hat in der Vergangenheit auf die migrationsbedingten Herausforderungen auf vielfältige Art und Weise reagiert. Im Mittelpunkt standen Bemühungen, Polizeibeamten interkulturelle Kompetenz zu vermitteln und die Diversität der Belegschaft zu erhöhen, indem Beamte mit Migrationshintergrund rekrutiert wurden. Darüber hinaus wurden Organisationsstrukturen und -prozesse angepasst, beispielsweise durch die Einrichtung von Kompetenzzentren für interkulturelle Aufgaben oder die Berücksichtigung interkultureller Aspekte bei der Präventionsarbeit. Eine systematische Bestandsaufnahme und gezielte Weiterentwicklung des damit verbundenen institutionellen Wandels hat allerdings kaum stattgefunden. Vor diesem Hintergrund analysiert das Projekt MIGRATE die Prozesse institutionellen Wandels, mit denen die Polizei auf die Herausforderungen der Migration reagiert, sowie deren Folgen. Im Mittelpunkt sollen die Organisationsgestaltung der Polizei, ihr Personal- und Diversitätsmanagement, die Bürger-Polizei-Interaktion sowie die Organisationskultur der Polizei stehen, wobei insb. qualitative empirische Methoden eingesetzt werden sollen. Die erforderlichen Daten sollen in den Landespolizeien Nordrhein-Westfalens, Baden-Württembergs, Berlins und Hamburgs erhoben werden, was angesichts der Bevölkerungszahlen in diesen Ländern und ihrer strukturellen Vielfalt systematische Vergleiche und damit Erkenntnisse erlaubt, die über den konkreten Einzelfall hinausreichen. Zudem sollen Polizeibeamte, die an der Akademie der Polizei Hamburg sowie an der Deutschen Hochschule der Polizei ein Studium absolvieren, befragt werden. MIGRATE zielt auf die Gewinnung von Erkenntnissen darüber ab, wie sich die deutsche Polizei als zentrale gesellschaftliche Institution in Reaktion auf Einwanderung verändert hat und weiterhin verändern wird. In empirischen Studien soll untersucht werden, ob und wie eine interkulturelle Öffnung der Polizei stattfindet, auf welche Art und Weise die Partizipation von Migranten erfolgt und welche organisationalen sowie integrativen Effekte dies hat. Diese sollen in Fachzeitschriften publiziert sowie über entsprechende Angebote der Projektpartner in die polizeiliche Aus- und Fortbildung einfließen. Auf diese Weise soll auf eine höhere interkulturelle Kompetenz der Polizei und eine Optimierung ihrer Organisationsstrukturen und Arbeitsprozesse hingewirkt und zugleich zur gesellschaftlichen Integration von Migranten beigetragen werden. Dabei ermöglicht die Betrachtung der Länderpolizeien von zwei großen Flächenländern und zwei Stadtstaaten umfassende Vergleiche von Polizeibehörden unterschiedlichen Typs in ihren jeweiligen räumlichen Kontexten. MIGRATE ist als interdisziplinäres und institutionenübergreifendes Verbundprojekt angelegt, das aus anwendungsorientierter Perspektive empirische Forschung betreibt und auf diese Weise innovative und praxisbezogene Ansätze zur Optimierung der migrationsbezogenen Polizeiarbeit, der Beziehungen zwischen Polizei und Migranten und der Chancengleichheit und gesellschaftlichen Teilhabe von Migranten entwickelt."
Year 2018

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