Description |
Mit der Entwicklung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) wurden die rechtlichen und politischen Weichen eines koordinierten Vorgehens bei der Behandlung von Asylanträgen geschaffen. Die Etablierung eines europäischen bürokratischen Feldes hängt jedoch nicht allein von der Existenz eines solchen supranationalen Referenzrahmens ab, sondern vielmehr von der Genese einer horizontal strukturierten Verwaltungspraxis. Denn die Mitarbeitenden auf dem ¿street-level' sind es, die direkt mit Asylantragstellerinnen und Antragstellern interagieren, Sachverhalte bewerten und autoritative Entscheidungen fällen. In der ersten Projektphase wurden bereits die transnationale Entwicklung europäischer Wissensbestände und Referenzrahmen sowie Veränderungs- und Konvergenzprozesse auf der Deutungs- und Handlungsebene in deutschen und schwedischen Asylbehörden ländervergleichend untersucht. Nun soll der Hauptfokus auf die genuin transnationalen Strukturen und Prozesse des behörden- und länderübergreifenden Verwaltungshandelns gelegt werden. Unser Ziel ist es, die arbeitsteilige Verwaltung von Flucht und Asyl zwischen verschiedenen Behörden, sowohl in Kerneuropa als auch an den Außengrenzen, qualitativ zu erheben und mit Blick auf die Veränderungen des bürokratischen Feldes, des faktischen Verwaltungshandelns und der damit einhergehenden Restrukturierung staatlicher Herrschaftsausübung und Ordnungsstiftung in Europa zu ergründen. Damit rücken die von der Forschergruppe ¿Europäische Vergesellschaftung" in der zweiten Förderphase anvisierten Fragen auch in unserem Teilprojekt in den Mittelpunkt, denn die Analyse transnational koordinierter und strukturierter Verwaltungsaufgaben und -praktiken legt den Blick frei auf die inhärenten Machtasymmetrien und Ungleichheiten, die Krisenmomente, strukturellen Widersprüche, Spannungen und Politisierungsprozesse innerhalb des europäischen Asylverwaltungsfeldes.
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