Description |
Das Vorhaben untersucht die Rückwanderungs- bzw. Bleibeentscheidungen bulgarischer Hochschulabsolventen, die einen Studienabschluss in Deutschland erworben haben. Vor dem Hintergrund der ökonomischen, demographischen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse in Bulgarien werden Tendenzen der biographischen Unsicherheit, die postmodernen Lebensläufen inhärent sind, weiter verstärkt. Migrationsentscheidungen sind in diesem Zusammenhang als Teil des persönlichen Risikomanagements anzusprechen, die darauf abzielen, Risiken zu minimieren und dem eigenen Lebenslauf Stringenz zu verleihen. Die bereits getroffene Migrationsentscheidung für einen Studienaufenthalt in Deutschland verbreitert das Entscheidungsspektrum für weiterführende Migrationsentscheidungen, die häufig eng mit biographischen Statuspassagen verknüpft sind. Das Projekt verfolgt die Zielsetzung, am Beispiel der Rückwanderungs- und Bleibeentscheidungen von bulgarischen Graduierten eine Modellierung des Entscheidungs- und Standortfindungsprozesses zu vollziehen, in der individuelle Entscheidungs- und Handlungsmuster, eingebettet in kontextuelle Bedingungen, nachvollzogen werden können. Die Typisierung erfolgt durch eine Abstraktion der individuellen Entscheidungs- und Handlungsmuster unter Einbezug von Ansätzen der Migrations-, Handlungs- und Gesellschaftstheorien. Das Forschungsdesign konzentriert sich auf die Implementierung lebenslaufbezogener Ansätze in der Migrationsforschung, bei denen der Fokus auf dem retrospektiven Nachvollziehen von Migrationsbiographien liegt. Als räumliche Betrachtungsperspektive wird der transnationale Ansatz gewählt und die Annahme getroffen, dass sich die zu untersuchenden Biographien und Entscheidungsmuster jenseits nationalstaatlicher Container aufspannen und somit vielfältige Handlungsoptionen ermöglichen, aber auch neue Risiken bereithalten. Ebenso wird durch die transnationale Perspektive eine raumzeitliche Vorläufigkeit von Mobilitätsentscheidungen angenommen. Die Fokussierung auf die Rückwanderung ist weniger als normative Komponente zu verstehen, sondern weist auf die Beobachtungsrichtung der Forschung hin. Im Ergebnis der Forschung soll eine Typologie entstehen, die verschiedene Entscheidungsstrategien im Kontext von biographischen Etappen, Persönlichkeitsmerkmalen, institutionellen Rahmenbedingungen und weiteren kontextuellen Faktoren ordnet. Dabei wird eine raumzeitliche Öffnung angestrebt, indem alle räumlichen Migrationsoptionen und verschiedene zeitliche Optionen aus der Sichtweise der Migranten berücksichtigt werden. Die Konzentration auf die Akteursperspektive eröffnet eine tiefere Durchdringung der Entscheidungsmuster im Kontext von Mobilität und Lebenslauf.
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