Description |
Das Projekt untersucht die Geschichte von Einwanderungsvierteln im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Die Herausbildung und der Wandel entsprechender Quartiere sowie die Aushandlungen des Ankommens von Migranten sollen für unterschiedliche Stadtviertel der deutschen Großstadt Hamburg vergleichend analysiert werden. Indem das Projekt sowohl die Produktion und Transformation des städtischen Raumes als auch die gesellschaftliche Aushandlung von Migration untersucht, werden migrations- und stadtgeschichtliche Ansätze produktiv miteinander verbunden. Der Fokus auf die Quartiersebene eröffnet dabei neue Perspektiven, indem in der Forschung bislang dominierende nationale und auf spezifische ethnische Gruppen fokussierte Deutungen infrage gestellt bzw. kritisch diskutiert werden können.Anhand von drei ausgewählten Quartieren werden folgende Felder näher in den Blick genommen: (1) Ansiedlungs- und Segregationsmuster, die Wohnverhältnisse von Migranten und ihre Rolle in Prozessen von Verfall und Aufwertung der Stadtviertel, (2) soziale Infrastrukturen bzw. Institutionen, die Zuzugs- und Ankommensprozesse strukturierten und das Erscheinungsbild von Ankunftsquartieren prägten, und (3) die Rolle der Quartiere für die Entwicklung der gesamten Stadt und Formen öffentlicher Wahrnehmung und politischer Regulierung der Quartiere. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Ansiedlung von Zuwanderern und die Quartiersentwicklung Ergebnis von Aushandlungsprozessen waren, bei denen neben ökonomischen Strukturen und politischen Entscheidungen unterschiedliche Akteursgruppen eine Rolle spielten. Diese werden in der Studie sowohl auf den Ebenen von Stadt, Stadtteil und Quartier als auch mit Blick auf unterschiedliche Räume innerhalb eines Quartiers – von privaten Wohn- bis zu öffentlichen Interaktions- und Kommunikationsräumen – analysiert.Das Projekt untersucht die Mikroebene historischer Ankunftsquartiere erstmals über einen längeren Zeitraum für eine deutsche Großstadt. Es greift damit internationale Forschungsansätze auf, die in der deutschen Geschichtswissenschaft bislang kaum rezipiert wurden. Flucht- und Migrationsbewegungen, die öffentlich als Zuwanderung verhandelt wurden, stehen im Fokus des Interesses, wobei auch Formen von Binnenmigration und innerstädtischer Mobilität berücksichtigt werden sollen, sofern sie für die Quartiersentwicklung bedeutsam waren. Um Kontinuitäten und Brüche, wiederkehrende Muster und Differenzen in der Ausprägung der Quartiere und im lokalen Umgang mit Migration und Migranten herauszuarbeiten, wird mit der Zeit zwischen den 1890er und den 1980er Jahren eine lange Linie gesellschaftlichen Wandels in den Blick genommen. Der Fokus der Analyse liegt dabei auf vier Phasen intensiver Zuwanderung. Unter Rückgriff auf sozial-, politik- und kulturhistorische Ansätze arbeitet das Projekt mit einem vielfältigen Sample an Quellenbeständen, um die Entwicklungen auf Quartiersebene herauszuarbeiten.
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