Description |
Die Auswanderung von Jüdinnen und Juden aus Deutschland im 19. Jh. stand bislang weitgehend außerhalb des Gesichtskreises der allgemeinen Migrationsforschung – und dies sogar im internationalen Horizont. Gewiss begründet sich der Rückstand der Forschung durch die als solche verständliche Überlagerung jüngerer Migrationsprozesse durch die Fluchtwanderung von Juden im Nationalsozialismus. Zudem bildeten Juden unter den deutschen Überseeauswanderern bedingt durch ihren Anteil von nie viel mehr als 1% an der Gesamtbevölkerung eine sehr kleine Gruppe. Jüdische Auswanderung trat aber überproportional hervor, insbesondere in regionalen Zusammenhängen. Hier besteht ein großer Nachholbedarf, der über den engeren Gegenstandsbereich der Auswanderung hinausweist: Während die vornehmlich religiös motivierte Auswanderung schon in der ersten Hälfte des 19. Jhs. offenbar an Bedeutung verloren hatte, ist dies von sozial und rechtlich bedingter Auswanderung von Juden nicht zu sagen. Untersuchungen zur Auswanderung der Juden im Übergang von französisch-rheinbündischer Zeit zum Deutschen Bund empfehlen sich deshalb auch durch ihren Indikationswert im Hinblick auf die bis zur Reichsgründung von 1871 in Deutschland weitenteils inferiore Lage und die gesellschaftliche Desintegration der jüdischen Bevölkerung. Das Projekt nimmt sich eine auf Fallstudien basierende einheitliche Problembehandlung v.a. in den Vorgängerstaaten des Landes Rheinland-Pfalz vor. Deren Grundvoraussetzung liegt in dem Umstand, dass die Regionen Trier, Hunsrück und Westpfalz einen punktuell frappierend hohen Anteil von Landjuden mit teils über 20% Anteil an den lokalen Einwohnerschaften aufwiesen.
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