Description |
Das ethnologische Forschungsprojekt betrachtet die Subjektivierung (Butler, Foucault) und Selbst-Bildung geflüchteter Mädchen zwischen 15 und 21 Jahren, die in der (ethnologischen) Forschung unterrepräsentiert sind. In ihrem Alltag begegnen ihnen teils miteinander verknüpfte Vorstellungen sozialer Differenz wie Alter, Klasse, Geschlecht, Ethnizität bzw. Nationalität oder Religion. Damit verbunden begegnen ihnen Erwartungen, wie sie sich entsprechend dieser Zuschreibungen zu verhalten haben. Ihr individuelles Selbstverständnis wird dabei selten erfragt und berücksichtigt. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Verknüpfung von Genderstereotypen mit Kulturalisierungen bzw. Ethnisierungen in alltäglichen Praktiken des everyday bordering gewidmet. In der Forschung werden Ansätze aus der Theorie der Subjektivierung zum Zusammenspiel von Anrufung und Selbst-Bildung, Überlegungen zur Produktion von Differenz in Intersektionalitäts- und kritischer Migrationsforschung sowie ethnologische Diskussionen um Handlungsmacht als Ausgangspunkte genutzt, um das Geflecht von Anrufungen, in dem sich die Mädchen bewegen, näher zu beschreiben und um über die Möglichkeiten und Grenzen von Handlungsmacht im Rahmen diskursiv vorgegebener Subjektpositionen nachzudenken. Die gezielte Untersuchung der Subjektivität und "alltäglichen" Erfahrung junger geflüchteter Frauen soll dazu dienen, im Sinne einer "cultural critique", Alternativen zu verallgemeinernden Erklärungsversuchen und Homogenisierungen von "Flüchtlingen", insbesondere "Flüchtlingsmädchen", in der deutschen Gesellschaft aufzuzeigen. Methodisch stützt ich das Projekt auf ethnografische Methoden wie teilnehmende Beobachtung in Verbindung mit informellen Gesprächen, offenen und semi-strukturierten Interviews sowie Expert*inneninterviews. Als Ergänzung klassischer ethnologischer Feldforschungsmethoden werden biographisch-narrative Interviews sowie partizipative Methoden wie Fokusgruppeninterviews und auto-driven photo elicitation ins Forschungsdesign integriert.
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